1. Rechtsentwicklung des Markenrechts in Österreich
Das österreichische Markenrecht ist vor allem im Markenschutzgesetz (MSchG) geregelt. In den letzten Jahren wurde es mehrfach angepasst, insbesondere im Zuge der Umsetzung der EU-Markenrechtsrichtlinie (EU) 2015/2436 sowie durch unionsrechtliche Harmonisierung.
Wichtige Entwicklungen:
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MSchG-Novelle 2019: Umsetzung der EU-Richtlinie, u.a.:
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Wegfall der grafischen Darstellbarkeit als Voraussetzung.
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Einführung neuer Markenkategorien (z.B. Multimediamarken, Hologrammmarken).
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Stärkung des Widerspruchsverfahrens.
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Einführung einer amtlichen Verwarnung durch das Patentamt.
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Neue Regelung für die Markenlizenz und Pfändung.
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Digitalisierung: Vereinfachung der elektronischen Anmeldung und des Registerverfahrens beim Österreichischen Patentamt.
2. Wichtige Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs (OGH)
Auswahl bedeutender OGH-Entscheidungen der letzten Jahre:
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4 Ob 70/19z – „SEITAN vs. SEITANSATAN“
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Streit um Wortmarke im Lebensmittelbereich.
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OGH stellte auf Verwechslungsgefahr ab (ähnliche Zeichen + ähnliche Produkte).
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Betonung der Kennzeichnungskraft und der Branchenüblichkeit.
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4 Ob 89/20t – „Wiener Blut“
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Konflikt um eine Modemarke vs. gleichlautender Parfümmarke.
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OGH betonte, dass eine Marke mit kultureller Bedeutung (Wiener Blut – Musikwerk) nicht automatisch eine Unterscheidungskraft verliert, solange sie in der betroffenen Branche kennzeichnend verwendet wird.
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4 Ob 12/21z – „Schoko-Hasen-Form“
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Markenfähigkeit dreidimensionaler Zeichen.
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Keine Verkehrsdurchsetzung gegeben – Form sei funktional und nicht markenrechtlich schutzfähig.
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4 Ob 108/22g – „TIROL“
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Regionalbezeichnung als Marke.
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Schutz möglich, aber nur mit strengen Anforderungen (keine beschreibende Verwendung, keine Täuschung).
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4 Ob 154/22s – „Kaiserbier“
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Markenähnlichkeit vs. Freihaltebedürfnis bei beschreibenden Begriffen.
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Entscheidung zugunsten des Markeninhabers, da sich die Marke als unterscheidungskräftig etabliert hatte.
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3. Typische Vertragsarten im österreichischen Markenrecht
a) Markenlizenzvertrag
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Übertragung von Nutzungsrechten an der Marke.
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Kann exklusiv oder nicht-exklusiv sein.
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Enthält Regelungen zu:
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Lizenzgebiet
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Dauer und Kündigung
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Qualitätskontrolle (Wahrung der Markenidentität)
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Gebühren
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b) Markenübertragungsvertrag
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Vollständiger Übergang des Markenrechts auf Dritte.
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Schriftform empfehlenswert, Eintragung ins Markenregister erforderlich.
c) Koexistenzvereinbarung
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Parteien einigen sich auf parallele Nutzung ähnlicher Marken unter Bedingungen.
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Häufig in Verwechslungsfällen oder nach Konflikten.
d) Abgrenzungsvereinbarung
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Definition der Markennutzung durch zwei Parteien zur Vermeidung zukünftiger Konflikte.
e) Vertraulichkeitsvereinbarungen (NDAs)
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Besonders im Vorfeld von Markenentwicklungen oder bei Designschutz relevant.
4. Bedeutende österreichische Marken (Beispiele und rechtliche Bedeutung)
Marke | Inhaber | Beschreibung / Rechtliche Besonderheiten |
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Red Bull | Red Bull GmbH | Weltweit geschützte Wort- und Bildmarke; zahlreiche Verfahren wegen Nachahmung. |
Manner | Josef Manner & Comp AG | Geschützte Farbe (rosa) als Markenbestandteil; Beispiel für Farbmarkenschutz. |
Zotter | Zotter Schokoladen GmbH | Beispiel für eine erfolgreiche Individualmarke mit Design- und Geschmacksschutz. |
Swarovski | Swarovski AG | Internationale Marke mit starker Durchsetzungskraft, insbesondere bei Schmuck. |
Römerquelle | Coca-Cola HBC Austria | Geschützte Herkunftsmarke im Getränkebereich. |
Meinl | Julius Meinl am Graben GmbH | Marke mit kultureller Tradition; geschütztes Logo (Kaffeetrinker mit Fez). |